Die Historische Mitte Berlins finden zu wollen, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Offenbar kommt es im wahrsten Sinne des Wortes auf den Standort des Suchenden an. Die urkundlich festgehaltene Ersterwähnung im Jahre 1237 gilt dem Ort Cölln. Sollte Cölln an die große Stadt am Rhein erinnern oder war Cölln eine Kolonie der erst 1244 erwähnten Siedlung Berlin? Die Zahlen haben wir Pater Simeon zu verdanken...alles andere bleibt rätselhaft. Auslöser der ersten Beurkundung war ein Streit zwischen weltlicher und geistlicher Macht um den Kirchenzehnt! Ausgrabungen haben im Jahre 2008 einen Balken ans Licht gebracht, der dort schon 1183 als Baumaterial gedient haben muss. Insofern sollten wir bei der ernüchternden, im Zeichen der Digitalisierung aber hoffnungsfrohen Feststellung bleiben: Berlin ist "eine Weltstadt ohne Geburtsschein". Dieses Zitat stammt von Dipl.-Ing. Werner Natzschka, der in der Nachkriegszeit ein Grundwassermonitoring für Berlin (West) aufgebaut hat und maßgeblich an der Wiedergewinnung der Landschaften entlang der Gewässer beteiligt war. Er – Freund meiner Eltern und Schwiegereltern - hat mich 1957 auf mein heutiges Berufsfeld aufmerksam gemacht und damit für meine Zukunft die Weiche gestellt.
Morphologisch betrachtet, hat die Stadt ihre Geburt dem Wasser und der Furt zu verdanken, die zwischen dem späteren Cölln und Berlin den Handel ermöglichte. Kurz gesagt: die Stadt ist gewachsen, der Streit ums „liebe Geld“ ist geblieben!
Und das Wachstum erfolgte nicht nur konzentrisch, wie es der Stein im Wasser macht, sondern polyzentrisch, d.h. es fielen viele Steinchen ins Wasser. Die heißbegehrte Mitte hatte neben Berlin und Cölln auch noch den Sitz des Landesherrn als Nucleus, also ein Drei(un)einigkeit stand sehr früh schon auf der Agenda. Und so ist es heute ein Vergnügen, den vielfältigen „Zellteilungen“ zu folgen und Gemeinsames und Trennendes als Triebkraft zu erfahren. Es hat lange gedauert, ehe es mir im Stadtforum des Senators Volker Hassemer gelang, den (westlich verbreiteten) Begriff „dezentrale“ Stadt durch die „polyzentrale“ Stadt zu ersetzen.
Beim Gang vom Alex zur Museumsinsel überschreitet man einige „historische“ Grenzen. Der Alexanderplatz erstreckte sich nordöstlich vor der Stadt und deren Festungsanlagen. Die Berliner „Neustadt“ lag rings um die St. Marienkirche. Das Rathaus bildete das Gelenk zu dem älteren Teil der Stadt um die Nikolaikirche. Über die Furt gelangte man nach Cölln, dessen Petrikirche zwar zerstört ist, die aber als "House of One", als Haus des Gebets und des Austauschs, für Menschen der drei monotheistischen Religionen in moderner Form neu erstehen soll. Der mittlere Teil der Spreeinsel war dem Landesherrn vorbehalten. Hier entstand das Schloss mit der Dominikanerkirche. Das Humboldt-Forum wird mit seiner öffentlichen Nutzung ein schöner Zielpunkt für Berliner und deren Gäste sein und so auch etwas vom abgerissenen Palast der Republik im besten Sinne aufheben. Die Nordspitze der Spreeinsel schwamm auf einem Morast, der erst im Laufe der Jahrhunderte schrittweise für eine städtische Nutzung „erobert“ werden konnte: Lustgarten und Dom, Altes Museum, Neues Museum und Nationalgalerie, Bodemuseum sowie schließlich Pergamonmuseum. Das Weltkulturerbe als Insel zu erleben, als eine Art mitteleuropäische "Akropolis", fällt immer schwerer. Auch hier kommt es auf den Standort an.
Zwischen Alex und Spree hat die DDR-Moderne bemerkenswerte Zeichen gesetzt, die gegenwärtig jedoch in Zweifel gezogen werden. Die Wohnbebauung an Rathaus- und Karl-Liebknecht-Straße hat das Wohnen wieder in die kriegszerstörte Stadt gebracht. Der Fernsehturm mit seiner bemerkenswert avantgardistischen Fußumbauung entfaltet seine Wirkung über die Stadt hinaus und bildet Sichtpunkt eines städtisch-gärtnerischen Parterres. Pflege und Zuwendung vorausgesetzt, kann sich hier ein Ort des Flanierens und des Innehaltens im oft tosenden Großstadtleben, ein Ort des demokratischen Diskurses entwickeln.
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